Freitag, 20. August 2010

nabelschau



Ich denke jetzt schon länger darüber nach, wie ich meine "neue Häuslichkeit" einordnen soll.

Meine Wandlung von der (pseudo-)coolen Szene-Tussi zur Schrebergärtnerin und Bastel-Else war mir lange geradezu peinlich, ich sah sie eher als eine Art persönlicher Kapitulation, den berüchtigten Mitdreißiger-Rückzug ins Private: auf einmal waren mir Konzerte zu laut, ich wollte kein Bier mehr trinken, und mit Freunden abhängen, ich wollte am nächsten Morgen lieber in den Garten gehen und mich um mein Gemüse kümmern. Ich wollte keine Zeit mehr in Cafés totschlagen, um mehr oder weniger belanglose Probleme zu besprechen, sondern lieber mein Brot selber backen und Tomatensauce einkochen. Ich wollte nicht mehr der Mittelpunkt jeder Veranstaltung sein (war ich eh nie), sondern lieber meine Pflänzchen pikieren und dabei meinen eigenen Gedanken nachhängen.

Ich kam mir vor wie der langweiligste Mensch der Welt, ich hatte nichts mehr zu erzählen. Mein Leben interessierte scheinbar nur noch mich, ich war mir aber nicht sicher, ob das reichen könnte. Ein wenig einsam hab ich mich gefühlt, und eben sehr langweilig.



Dann habe ich mir diesen Sommer dieses Buch gekauft (jaaa, leider bei Amazon und nicht beim unabhängigen Buchhändler, ich weiss: meine Konsumentscheidungen machen einen Unterschied!) und habe eine Entdeckung gemacht: ich bin gar nicht allein mit meinem neuen Leben, es gibt eine ganze Menge Menschen, die ebenso versuchen, sich dem ständig steigenden Verwertungsdruck zu entziehen, den unsere Gesellschaft, die gerade versucht sich selbst zu überholen, erzeugt.
Menschen beschäftigen sich wieder mit Handwerk und Handarbeit, mit Kindern, Küche und Garten, jeden Monat liegen neue einschlägige (Lifestyle-)Magazine im Kiosk aus. Ich kann nicht glauben, dass diese massenhafte Veränderung eine individuelle Entscheidung ist, und nicht Anzeiger eines größeren gesellschaftlichen Wandels.
Ich bin zum ersten Mal auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht doch nicht einfach nur ein langweiliges Lieschen mit einem langweiligen Leben, also Strebergarten, bin, sondern vielmehr Teil einer (globalen) Gegenbewegung sein kann.
Und seit ich meine Veränderung nicht mehr als das Ergebnis meiner persönliches Problem behandele, bin ich auf viele andere gestoßen, die sich überaus umfassend und genau mit diesen Veränderungen befassen und sie vorantreiben, tolle Menschen mit noch mehr tollen Ideen, z.B. hier, hier und hier (genau, alles Obst für alle!).

Ich mache weiter, mein nächstes Ziel heisst Vernetzung.

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